Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg – Standortskundedatenbank

Datenbank zur Standortskartierung

Speicherung und Verwaltung der Sachdaten der forstlichen Standortskartierung von Baden Württemberg an der Abteilung Waldökologie der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt von Baden-Württemberg (FVA). Es werden über 1.000 Kartierlegenden (Beschreibung der Standortseinheiten eines Kartiergebiets) mit mehr als 20.000 forstlichen Standortseinheiten verwaltet.
Eine umfangreiche relationale Datenbank mit MS-Access (Frontend) und MS-SQL-Server 2000 (Backend) auf dem Intranet der FVA ist an ein Geografisches Informationssystem gekoppelt.

Veröffentlichung: Erfahrungsbericht über das Datenmanagement der forstlichen Standortskunde mit Hilfe einer relationalen Datenbank (1996)

Veröffentlichung: Datenfluss in der forstlichen Standortskartierung von Baden-Württemberg (1998)

Projekt: Kartierbegleitende GIS- und Datenbankbetreuung der Forstlichen Standortskartierung
Auftraggeber: Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abt. Waldökologie
Projektdauer: 2008-2010
Eingesetzte Methoden: MS Access mit VBA Programmierung; Customizing
ESRI ArcGIS Desktop, Personal Geodatabase, Topologie Validierung, Geo Processing mit Model Builder; Absetzen komplexer SDE-Queries; Visuelle Fachtechnische Prüfungen mithilfe ArcMap; MS SQL-Server
Besonderheiten: Bereitstellung von Geodaten für externes Kartierunternehmen (ALK, FOGIS, ATKIS DLM 25, Laser-DHM, Fachspezifische Geometrien); Technische Betreuung des Auftraggebers und externen Kartierunternehmens während der Bearbeitung des Kartierobjektes; Für den Abschluss der Kartierung: Qualitätssicherung der Geofach- und Sachdaten unter Verwendung einer Datenrücknahmeroutine (siehe oben); Pflege und Aktualisierung der bereitgestellten Datenrücknahmeroutinen; Rückspielung der extern erfassten Geodaten und Fachdaten in den landesweiten Datenbestand auf einem MS-SQL-Server an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt.

Veröffentlichung: Erfahrungsbericht über das Datenmanagement der forstlichen Standortskunde mit Hilfe einer relationalen Datenbank (1996)

Erfahrungsbericht über das Datenmanagement der forstlichen Standortskunde mit Hilfe einer relationalen Datenbank

Zusammenfassung:

Innerhalb der letzten 40 Jahre sind in Baden-Württemberg 900.000 ha Waldfläche standortskundlich kartiert worden, die dadurch erfaßten ökologischen Parameter wurden in einer Datenbank gespeichert. Hierfür wurde eine weitgehend Soft- und Hardware unabhängige Datenhaltung erarbeitet. Die Entwicklung erfolgte mit einem logischen Datenmodell und einem konzeptionellen Strukturdiagramm. Die Daten sind in der Dritten Normalform gespeichert. Die Datenbasis ist physikalisch von den Anwendungsprogrammen getrennt.

Summary:

During the last forty years in the southern German state Baden-Württemberg 900,000 hectares of forest land have been site classified. The ecological parameters were stored in a database. A solution was strived in a hard- and software independent data carrier. An entity-relationship-modell and a conceptual data structure was found to meet this need. All data are stored in the third normalform. The database is physically divided from the programs.

Zielsetzung

Die standortskundlichen Informationen über die Waldfläche von Baden-Württemberg sollen für alle Disziplinen der Forstwirtschaft sowie des Landschafts- und Naturschutzes digital verfügbar gemacht werden. Die Datenbank muß die laufende Kartierungstätigkeit in der Planung und in der Verbindung zu bestehenden Kartierungen unterstützen. Es sollen neue überregionale und vernetzte Auswertungen ermöglicht werden. Zusätzlich wird ein Folgeprojekt unterstützt, bei dem ein standortskundliches Geographisches Informationssystem (GIS)[-[1]-] aufgebaut wird. Die Dienste der Datenbank sollen langfristig produktiv sein, daher wird eine möglichst Hard – und Software unabhängige Lösung angestrebt.

Das standortkundliche Verfahren

Die ersten Kartierungen begannen Anfang der fünfziger Jahre. Bis heute wurden etwa 900.000 ha Waldfläche bearbeitet. In Baden Württemberg wird nach dem zweistufigen südwestdeutschen Standortskundlichen Verfahren [-[2]-] kartiert. In der ersten Stufe wurde Baden-Württemberg in Wuchsbezirke unterteilt. Die Wuchsbezirke mit Mittelgebirgscharakter, daß heißt mit weiter Klimaspanne, wurden zusätzlich zonal nach standortskundlichen Höhenstufen gegliedert. Die Grenzen aller Wuchsbezirke werden durch die Regional-zonale Gliederung von Baden Württemberg beschrieben. In der zweiten Stufe werden für diese Wuchsbezirke eigene Kartenlegenden mit Öko-Serien und Standortseinheiten erstellt, die die lokalen Standortsmerkmale beschreiben. Die einzelnen Kartierungen unterscheiden sich durch den Kartierzeitpunkt sowie räumlich durch den Waldbesitzer und die hoheitlichen Forstbezirkseinteilung. Durch frühere Forstbezirksreformen stimmen die Grenzen der älteren Kartierungen nicht mehr mit den heutigen Forstbezirksgrenzen überein. Für jede Kartierung werden ein Erläuterungsband, die Standortskarten und je Wuchsbezirk eine Legende mit Öko-Serien und Standortseinheitenbeschreibung gefertigt.

Die Standortdatenbank

Das Ziel der Softwareunabhängigkeit erforderte es, die Entwicklung der Anwendungen von der des Datenbankmanagementsystems (DBMS) zu trennen. Die Datenbasis ist ein Teil des DBMS, sie bildet das Kernstück der Standortsdatenbank, die in ihr gespeicherten und dokumentierten Daten werden langfristig Verwendung finden. Das DBMS und die Anwendungen müssen mit den Bedingungen eines relationalen Datenbanksystems arbeiten, sie werden von der verwendeten Software geprägt und müssen sich ständig dem technischen Fortschritt anpassen.

Relationale Datenbasis und Datenbankmanagementsystem

Als theoretischer Ansatz wurde eine relationale Datenbank mit einer Normalisierung bis zur Dritten Normalform verwendet. Die Entwicklung wurde in Anlehnung an die Entwurfsmethode von Vetter [-[3]-] mit der Erstellung eines konzeptionellen Strukturdiagramms durchgeführt (siehe Abbildung 1). Das zugrundeliegende Datenmodell ist an das landesweite, von Kwasnitschka [-[4]-] entwickelte Datenmodell der Landesforstverwaltung angepaßt. Die Entwicklung wurde mit dem Entwicklungs- und Bertreuungszentrum für Kommunikations- und Informationstechnik (EBZI) Bereich Forsten und deren Vorgängern koordiniert. Das konzeptionelle Strukturdiagramm wurde ohne Veränderungen als physikalische Struktur übernommen und mit einer ACCESS 2.0 Datenbankdatei gespeichert. In dieser Datenbankdatei sind die Entitäten, Domänen und Beziehungen als Tabellen abgebildet. Die Tabellen beinhalten keine virtuellen Felder und es werden keine Trigger verwendet. Die Beziehungen unter den Tabellen werden ebenfalls gespeichert, so daß die Datenintegrität gewährleistet ist. Die Beziehungen wurden mit nicht sprechenden Schlüsseln nach dem Primär – Fremdschlüsselprinzip erstellt. Fachschlüssel werden als Attribute gespeichert, sie dienen nicht der Verknüpfung. Das Modell konnte mit MS-ACCESS sehr gut abgebildet werden. Die transaktionsorienterte Arbeitsweise führt zur vollkommenen Datenkonsistenz und die normalisierte Datenstruktur gewährleistet Redundanzfreiheit. Diese Art der Datenbankspeicherung kann mit allen relational arbeitenden Datenbank- und Systemkonfigurationen realisiert werden.   Zusammenfassung:

Abbildung 1 Ausschnitt aus dem konzeptionelle Strukturdiagramm der Standortsdatenbank

Alle Entitäten werden im System durch einen Bemerkungstext kurz beschrieben. Die Domänen werden in eigenen Wertebereichstabellen verwaltet, diese beinhalten neben der Bezeichnung und Kurzbezeichnung eine Definition und eine Sortierzahl. Zweckmäßig ist die Trennung von Primärschlüssel und Sortierzahl, die Sortierzahl ist frei wählbar und kann nachträglich, etwa bei fehlenden Nummern, im Gesamten erneuert werden. Ein Mißbrauch des Primärschlüssels zur Herstellung nicht alphanumerischer Sortierungen ist nicht nötig. Mit den Attributen „Definition“ und „Verwendet bis“ ist das Verständnis und die Historie der einzelnen Attribute dokumentiert. Insgesamt umfaßt die Domäne Wasserhaushalt derzeit 50 Stufen. Diese dürfen nicht als 50 Genauigkeitsstufen verstanden werden, vielmehr handelt es sich um ein Abbild der Kartierung der Wasserhaushaltsstufe über vier Jahrzehnte hinweg, abgrenzende Definitionen sind heute teilweise nicht mehr möglich. Für Auswertungen wird daher mit einer Stratifizierung gearbeitet, die je nach Fragestellung variieren kann. Mindestens eine Standardstratifizierung wird in der Datenbasis gespeichert (siehe Abbildung 1).

Die Daten wurden über einen Zeitraum von Jahrzehnten erhoben, daher müssen beim Auswerten folgende Punkte beachtet werden:
das Verständnis der Bezeichnungen: es werden nur verbale, klassifizierende Bezeichnungen verwendet, die je nach Wuchsgebiet verschiedene Inhalte beschreiben können;
die räumliche Unvollkommenheit: in einigen Forstbezirken kann es durch Waldverkauf oder durch die Verschiebung der Grenzen bei einer Forstamtsreform zu nicht kartierten Flächen kommen;
die zeitliche Unvollkommenheit: bei Abfragen werden Kartierungen aus verschiedenen Jahrzehnten miteinander verknüpft, diesen können unterschiedliche Kartierschwerpunkte, Erkenntnisse und Interpretationen zugrunde liegen.

Die Anwendungen

Die Programmierung der Anwendungen wurde mit verschiedenen Softwareprodukten durchgeführt. Von 1990 bis 1991 mit CLIPPER 5.0 und DBase IV Tabellen, danach mit ACCESS 1.0, und seit 1993 mit ACCESS 2.0 unter Windows. Unter ACCESS wurde der Programmieraufwand enorm verringert. Soweit es möglich war, wurden alle Funktionalitäten durch vorhandene Anwendungen realisiert. Makros wurden nicht verwendet, wenn nötig wurde mit Ereignisprozeduren gearbeitet. Mit Hilfe von Abfragen, Formularen, Berichten und Ereignisprozeduren von ACCESS 2.0 wurden verschiedene Datenbankanwendungen erstellt, die physikalisch von der Datenbasis getrennt sind. Die benötigten Tabellen werden in die Anwendungen eingebunden. Durch diese Vorgehensweise sind die Daten von den Datenbankanwendungen getrennt; dies erleichtert sowohl die parallele Weiterentwicklung des DBMS als auch die Sicherung der Daten. Folgende ständig benötigte Anwendungen wurden dauerhaft generiert:

die Inventarisierung, Ausleihe und Mahnung der Standortskarten und Erläuterungsbände.
die Eingabe und Pflege der Kartierobjekte, der Karten- und Legenden mit der Zuordnung zum Forstbezirk und Waldbesitzer.
die Eingabe und Pflege der Attribute aller bisher verwendeten Öko-Serien und Standortseinheiten (siehe Abbildung 2) mit der Zuordnung zur Regional-zonalen Gliederung.
die „Regionalisierung“ (dies ist eine Zuordnung aller Standortseinheiten aus den Kartierobjekten zu regionalen Öko-Serien und Gruppen, die unter Sichtung aller aktueller Kartierungen je Einzelwuchsbezirk und Wuchsbezirksgruppe ausgeschieden wurden).
Der Ausdruck von häufig verwendeten Standardberichten.

Abbildung 2 Datenbankformular zur Eingabe und Pflege von Standortseinheiten

Weiterhin wurden folgende Projekte durch individuelle Abfragen unterstützt:

Prognosen zur Düngungsfläche im öffentlichen Wald der Forstdirektion Stuttgart
Untersuchung von Humusveränderungen in Oberschwaben
regionale Standortsbilanzen für Waldbaurichtlinien im Südschwarzwald und am Oberrhein
der Vergleich der Standortsbilanz der Waldschutzgebiete mit der standortskartierten Waldfläche als Grundlage zu einer Waldschutzgebietskonzeption für Baden-Württemberg.

Die verwendete Hardware und Schnittstellen

Mit dem DBMS wird derzeit auf verschiedenen vernetzten PCs der Größe 4/86 66MHz mit 8 Megabyte (MB) bis Pentium 90MHz mit 16 MB Hauptspeicher gearbeitet. Die Weiterentwicklung des DBMS erfolgt auf einem lokalen Rechner. Die Datenbasis ist über ein Novell 4.1-Fileserver verfügbar, das Volumen beträgt etwa 24 MB an standortskundlichen Sachdaten und weiteren 10 MB zusätzlicher Sachdaten. Das DBMS mit der Datenbasis liegt beim Server, die einzelnen Arbeitsplätze arbeiten mit eigenen ACCESS Versionen. Durch die Trennung von Datenbasis und DBMS kann die Standortsdatenbank als echte Client/Server Anwendung mit dem Vorteil verschiedener Betriebssysteme verwendet werden. Die physische Datenstruktur ist in alle relational arbeitenden Datenbanken exportierbar. Für nicht relationale Systeme können flache Datenstrukturen als komplexe Tabellen erzeugt und in DBase-Format oder ASCII-Code exportiert werden. Die Tabellen der Datenbasis können, soweit die Flächen digitalisiert sind, direkt vom GIS der Standortskartierung gelesen und für Abfragen mit geographischem Bezug genutzt werden. Die Datenbasis der Standortsdatenbank ist in das Waldschutzgebiets-Informationssystem eingebunden. Die Standortsdatenbank ist mit der Datenbank der Bodenprofile aus der Bodenzustandserfassung verknüpft. Eine Verknüpfung der standortskundlichen Daten mit der Betriebsinventur der Forsteinrichtung ist im Gange.

Von Jürgen Kayser[1], Freiburg

Glossar

Datenbankmanagementsystem (DBMS): Ein komplexes Softwarepaket zur Verwaltung (Eingabe,

Sicherung, Änderung), Selektion und Bereitstellung der Daten einer Datenbasis.

Datenbasis: Zentral verwaltete und im wesentlichen redundanzfreie Sammlung von untereinander in

Beziehung stehenden Daten, auf die von mehreren Anwendungsprogrammen zugegriffen werden kann.

Datenintegrität: die Korrektheit und Vollständigkeit der abgespeicherten Daten zu einem bestimmten

Zeitpunkt. Das DBMS muß garantieren, daß weder durch Änderung der Daten durch den Benutzer noch

aufgrund der Parallelarbeit mehrerer Benutzer die Korrektheit der Daten verletzt wird.

Normalisierung: ein Prozeß der Überführung von Abhängigkeiten in Form von Baumstrukturen und

Netzwerken in einfache Relationen.

Domäne: Bezeichnung für die Menge der möglichen Werte eines Attributes.

Entität (Objekt): individuelles Exemplar von Dingen, Personen oder Begriffen der realen oder der Vorstellungswelt (z.B. Einwohner, Gebäude, Vorlesung).

Redundanz: nicht notwendige, da doppelt gespeicherte Information.

Strukturdiagramm: Darstellung der Datenstruktur, die ausschließlich auf die präzise Definition der

Semantik des darzustellenden Informationsbereichs konzipiert wird.

Trigger: Funktionen die bei der Neuanlage oder Löschung von Datensätzen aufgerufen werden.

[1] Dipl. Forstwirt J. Kayser betreut als wissenschaftlicher Angestellter des Vereins für Forstliche Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung e.V. die   Standortsdatenbank an der Abteilung Botanik und Standortskunde der     Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

[1]   Aldinger E. et al.(1996); Anwendung von   FOGIS in der Standorts-, Waldbiotop- und Waldfunktionenkartierung. Allg. Forstzeitschrift, 10, S. 540-542

[2] Arbeitskreis Standortskartierung (Hrsg.), (1996); Forstliche Standortsaufnahme 5 Aufl., S.277-282, Eching bei München

[3] Vetter M., (1989); Aufbau betrieblicher Informationssysteme mittels konzeptioneller   Datenmodellierung, S. 52-54, Teubner Stuttgart

[4] Kwasnitschka: Datenmodell der   Landesforstverwaltung, unveröffentlicht

Veröffentlichung: Datenfluss in der forstlichen Standortskartierung von Baden-Württemberg (1998)

Datenfluß in der forstlichen Standortskartierung von Baden-WürttembergIn the southern german state Baden-Württemberg 1 million hectares of forest land have been site classified. The ecological parameters are stored in a database, 150,000 hectares have been digitized until now. The article explains the used database and the GIS and shows the dataflow from the field to the PC and from the PC to the user.

1. Einführung

Die Landesforstverwaltung hat den „Verein für forstliche Standortskartierung und Forstpflanzenzüchtung“ (VfS) mit der Standortskartierung im Kleinprivatwald beauftragt. Dafür entwickelte der VfS die heute in der Standortskartierung von Baden-Württemberg verwendete Software. Die Erstellung der DV-Konzepte erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, Abteilung Botanik und Standortskunde, die für die fachliche Kartierleitung zuständig ist.

2. Das Kartierverfahren

Kartiert wird nach dem zweistufigen südwestdeutschen standortskundlichen Verfahren (Arbeitskreis Standortskartierung 1996). Die erste Stufe untergliedert das Bundesland in klimatisch und geologisch homogene Wuchsgebiete, Wuchsbezirke und Teilbezirke. In der zweiten Stufe werden die lokalen Standortsmerkmale innerhalb der Wuchs- und Teilbezirke in eigenständigen Standortsgliederungen durch Öko-Serien und Standortseinheiten beschrieben. Seit 1950 wurden mit diesem Verfahren über 500 zeitlich und räumlich getrennte Kartierungen durchgeführt. Für jede Kartierung werden ein ausführlicher Erläuterungsband, Standortskarten und je Wuchsbezirk eine Legende mit lokaler Standortseinheitenbeschreibung gefertigt. Die Kartierung von knapp 1 Million Hektar führte bisher zu rund 2000 standortskundlichen Kartenblättern (Maßstab 1:10.000). Damit liegt für den öffentlichen Wald eine vollständige geoökologische Kartierung vor; der Privatwald ist mehr als zur Hälfte erfaßt.

3. Die Standortdatenbank

Als theoretischer Ansatz wurde eine relationale Datenbank mit einer Normalisierung bis zur dritten Normalform gewählt (Kayser 1996). Die Entwicklung wurde in Anlehnung an die Entwurfsmethode von Vetter (Vetter 1989), mit Entity-Relationship-Diagramm, und der Erstellung eines konzeptionellen Strukturdiagramms durchgeführt. Das Strukturdiagramm wurde physikalisch mit einer MS-ACCESS 2.0 Datenbankdatei realisiert. In dieser Datenbankdatei sind alle Entitäten (Objekte) als Tabellen und die Beziehungen unter den Tabellen gespeichert. Alle Domänen werden in eigenen Wertebereichstabellen verwaltet. Alle Domänen und Entitäten sind durch die Eigenschaftsbemerkung ihrer Tabelle kurz beschrieben.

Die Erstellung des Datenbankmanagementsystems (DBMS) wurde ebenfalls mit MS-ACCESS durchgeführt, hierbei wurde kein Quellcode programmiert. Mit Hilfe der Abfragen, Formulare, Berichte und Ereignisprozeduren wurden verschiedene Datenbankanwendungen erstellt. Diese sind physisch in eigenständigen Datenbankdateien gespeichert. Die Tabellen der Datenbasis werden in die Datenbankanwendung eingebunden. Durch diese Vorgehensweise sind die Daten von der Datenbankanwendung getrennt, wodurch sowohl die parallele Weiterentwicklung des DBMS als auch die Sicherung der Daten erleichtert wird.

4. Das standortskundliche geographische Informationssystem

Seit 1995 werden alle laufenden Kartierungen digital bearbeitet (Aldinger, Bayer, Butz, Geisel 1996). Außerdem wurden für eine Reihe von laufenden Forsteinrichtungen noch analog gefertigte Standortskarten digitalisiert. Die standortskundlichen Geodaten sind über die kleinste Flächeneinheit mit der Standortsdatenbank verknüpft, dies ist die Schnittmenge der Wuchs- und Teilbezirke mit den Standortseinheiten der jeweiligen Standortsgliederungen. Die Verbindung zwischen Geo- und Sachdaten erfolgt über ODBC (Open DataBase Connectivity). Alle wichtigen Visualisierungs- und Ausgabeparameter werden datenbank-seitig gespeichert. Die für GIS-Funktion oder Druckausgaben benötigten Parameter werden über ODBC, mit Hilfe kurzer Avenue Skripts, aus der Datenbank abgerufen. Dies ermöglicht eine datengesteuerte Implementierung von GIS Frontend-Anwendungen. Diese Vorgehensweise soll die Konsistenz in der Datenausgabe sichern und eine weitgehende Softwareunabhängigkeit ermöglichen.

5. Der Datenfluß einer laufenden Kartierung

5.1 Vom Gelände in den PC
Der Kartierer erhält zu Beginn eine vorläufige Standortsgliederung sowie die Grund- bzw. Flurkarte oder hilfsweise die Forstbetriebskarte des Kartiergebiets. Die Standortsgliederung wurde mit Hilfe der Standortsdatenbank aus umliegenden bestehenden Kartierungen dieses Wuchsbezirks abgeleitet. Im Gelände beurteilt der Kartierer das Bohrstockprofil, die Morphologie, die Exposition, den Wasserhaushalt und die Vegetation einschließlich des Bestandes. Aus diesen Informationen ermittelt der Kartierer die Standortseinheit und zeichnet die Grenzen in die Geländearbeitskarte ein. Diese werden in der Regel nach Abschluß der jährlichen Außenarbeiten zusammen mit dem jeweils aktuellen Entwurfsstand der Standortsgliederung zum Verein für Standortskunde geschickt und dort digitalisiert. Vorläufige Kartenausdrucke werden an den Kartierer zurückgeschickt. Vor der Digitalisierung muß die Entwurfslegende des Kartierers in die Standortsdatenbank aufgenommen werden. Nach Abschluß der Außenaufnahmen, die sich je nach Größe des Kartiergebiets über mehrere Vegetationsperioden hinziehen kann, wird die vom Kartierer und der FVA ausgearbeitete Standortsgliederung und der Erläuterungsband druckfertig formatiert. Abschließend werden die Sachdaten der Standortsgliederung z.B. Wasserhaushalt, Humusform, Standortwald in die Standortsdatenbank eingegeben.

5.2 Vom PC zu den Anwendern
Die Anfragen der Anwender beziehen sich meist auf einen geographischen Raum oder betreffen die Suche nach dem Vorkommen einzelner Parameter. Beide Arten der Anfrage beziehen sich häufig auf mehrere Kartierobjekte.
Durch das zweistufige Kartierverfahren erhalten wir bei Abfragen schnell eine umfangreiche Anzahl Projektstandortseinheiten. Deshalb wurden die etwa 20.000 landesweit kartierten Projektstandorteinheiten innerhalb der Wuchs- bzw. Teilbezirke zu Regionalen Standorts-einheiten“ zusammen gefaßt. In den etwa 100 Wuchsbezirken gibt es jeweils zwischen 8 und 130 regionale Standortseinheiten. Die Standortsdatenbank stellt Bildschirmmasken zur Pflege der Verknüpfung der Projektstandortseinheiten zu den regionalen Standortseinheiten zur Verfügung.
Die wichtigste Nutzung der Standortsdatenbank besteht aus Datenbankabfragen der Kartierleitung, der Bereitstellung von regionalen Flächenbilanzen und standortskundlichen Informationen zu Wuchs- und Teilbezirken. Mit der Datenbank werden Entwürfe von Standortsgliederungen erstellt. Häufig verwendete Abfragen und Methoden sind direkt aus der Standortsdatenbank abrufbar. Abfragen können von den Datenbankanwendern auch selbst erstellt werden. Darüber hinaus integriert der Datenbankadministrator gewünschte Funktionen fest in die Standortsdatenbank.
Seit 1995 ist die gesamte Standortskartierung auf das digitale Verfahren umgestellt. Ältere, analoge Standortskarten werden im Rahmen von FOGIS-gestützten Forsteinrichtungen oder zur Vervollständigung von forstbezirksweisen Standortskarten digitalisiert (FOGIS= Forstliches Geographisches Informationssystem, siehe Höhne 1996). Die Hauptnutzung des standortskundichen GIS besteht derzeit in der Herstellung digitaler Standortskarten sowie der Visualisierung von Abfragen zur Erstellung thematischer Karten. Die Koordination der GIS-Tätigkeiten wird von einem GIS-Administrator durchgeführt.

6. Ausblick
Zukünftig wird der interne Datenfluß verbessert, so daß die jetzt parallele Bearbeitung der Textverarbeitung und die Aufnahme der Sachdaten in die Standortsdatenbank in einem Schritt durchgeführt werden kann. Auch der Datenfluß zu den Endnutzern soll intensiviert werden. Im Rahmen von FOGIS sollen während der kommenden Forsteinrichtungsdekade die analogen Standortskarten digitalisiert werden. Dies würde bedeuten, daß es dann zu allen größeren Forstbetrieben des öffentlichen Waldes digitale Betriebs- und Standortskarten geben wird. Diese Geodaten und die bereits jetzt vorhandenen Sachdaten der Standortsdatenbank bieten eine flächendeckende Information zur Ökologie des Waldes im hochauflösenden Maßstab von 1:10.000, die über die Forstwirtschaft hinaus bei zahlreichen waldökologischen Fragestellungen verwendet werden können.

Von Jürgen Kayser, Freiburg und Eberhard Aldinger, Freiburg

7. Literatur

Aldinger E., Bayer J., Butz H., Geisel M., (1996); Anwendung von FOGIS in der Standorts-, Waldbiotop- und Waldfunktionenkartierung; Allgemeine Forstzeitschrift / Der Wald Nr. 10, Seite 540-542

Arbeitskreis Standortskartierung Hrsg., (1996); Forstliche Standortsaufnahme 5 Aufl., S 277-282, Eching bei München

Höhne A., (1996); Entwicklung und Aufbau des geographischen Informationssystems der LFV Baden-Württemberg; Allgemeine Forstzeitschrift / Der Wald Nr. 10, Seite 535-538

Kayser J. (1996); Erfahrungsbericht über das Datenmanagement der forstlichen Standortskunde mit Hilfe einer relationalen Datenbank; Tagungsbericht zur 9. Tagung der Sektion Forstliche Biometrie und Informatik des deutschen Verbandes Forstlicher Forschungsanstalten, S. 156-159

Vetter M., (1989); Aufbau betrieblicher Informationssysteme mittels konzeptioneller Datenmodellierung, S. 52-54, Teubner Stuttgart.